lättle | Ausgabe 11 | November/Dezember 2016 TITELTHEMA: KLEIDER MACHEN LEUTE 10 > und von 1804 bis 1815 dauerte. Ein Tribut an diese Zeit sind die Empire-Kleider des 21. Jahrhunderts. Die Kleider zeichnen sich durch eine hohe Taillennaht aus, die direkt unter der Brust mit einem Satinband oder mit einer Schleife betont wird. Für die Männer waren Krawatten und Halstücher die Must-Haves dieser Zeit. Mit dem Zylinder, der in ganz Europa getragen wurde, betonten die Männer der Empire-Epoche die ausgewogene Eleganz ihres Gentleman-Outfits. Unter den Stoffen dominierten feine Tücher und Tweed-Gewebe, Leinen und Baumwolle in dunklen Farben. Die Biedermeier-Zeit Nur 30 Jahre dauerte die Biedermeier-Zeit. Die Epoche zeichnete sich durch konservative Lebenshaltung, bürgerliche Tugenden und Sachbezogenheit aus. Die Damen wurden wieder in enge Korsetts geschnürt. Voll im Trend lagen gemusterte Stoffe mit Blümchen, Schleifen oder Rüschen, Schuttenhüte mit Bändern oder Blumenschmuck und Reifröcke. Gestreifte oder geblümte Stoffe in dunklen Farben dominierten in der Herrenmode. Viel Eleganz verliehen der Männerkleidung Zylinder aus Seide oder Filz, Fracks und lange Hosen, die mit Accessoires – Krawatte, Taschenuhr und Handschuhen – komplettiert wurden. Die Hemden waren mit dem sogenannten Vatermörder-Kragen versehen. Die Gründerzeit Die Gründerzeit wird auch mit einem rasanten Wirtschaftsaufschwung assoziiert. Neue Errungenschaften waren der Bau der Eisenbahn und die damit verbundene Revolution des Transportwesens. Auch in der Modekultur änderte sich einiges. Stark beeinflusst wurde die Mode dieser Zeit durch Charles Frederick Worth. Als erster Designer in der Modegeschichte schuf er Kleiderkreationen für „Prominente“ wie Kaiserin Elisabeth Amalie Eugenie „Sissy“ von Österreich und Kaiserin Eugénie de Montijo aus Frankreich. Die Damenmode dieser revolutionären Zeitgeschichte gewann an Formenvielfalt, die in mehreren Farben erstrahlte. Die Herrenmode dieser Zeit zeigte sich deutlich schlichter: Einreihige und zweireihige Sakkos, farbige Krawatten, ein feiner Paletot (Herrenmantel), sowie ein „Cutaway“ hingen im Kleiderschrank jeden Mannes der oberen Gesellschaftsschicht. 1980er: Generation Schulterpolster Ikonen: Madonna, Don Johnson, Joan Collins Designer: Calvin Klein, Hugo Boss, Donna Karan, Christian Lacroix, Thierry Mugler, Jean Paul Gaultier, Armani, Versace, Chanel Must-Haves: Schulterpolster, Sakkos, Ray Ban Sonnenbrille, Sport Walkman, Schlüsselanhänger, Leggins, Fitness-Videos Mode um die Jahrhundertwende Einen ganz neuen Weg wollte die Mode um die Jahrhundertwende einschlagen. Das Korsett gehörte der Vergangenheit an, die lang ersehnte Freikörperkultur setzte sich durch und zeichnete fließende, bodenlange Kleider sowie linienbetonte Roben, die nicht mehr einengten. Die Kleider mit bequem geschnittenen Ärmeln fielen lose von den Schultern herab und die Taille war von jeder Schnürung befreit. Ein neues Frauenbild wurde geboren. An der neuen Modegestaltung waren vor allem Künstler, Ärzte und Vertreterinnen der Frauenbewegungen beteiligt. Die „Goldenen Zwanziger“ Elegante Tanzpaare, die sich im Rhythmus von Foxtrott und Charleston über das Parkett bewegen – die neue Lebenslust der „Goldenen Zwanziger“ vertrieb die trüben Erfahrungen der Kriegsjahre. Anlass zur Freude gab der wirtschaftliche Aufschwung der Weimarer Republik. Werte wurden überdacht und neu geordnet. Designer suchten nach anderen, neuen Formen, um sich auszudrücken. Glitzernde Stirnbänder, Federboas und der Bubikopf waren die Must-Haves dieser Zeit. Mode im Wandel des letzten Jahrhunderts (Fortsetzung) 1990er: Erlaubt ist, was gefällt ... Ikonen: Kate Moss, Kurt Cobain, Supermodels wie Cindy Crawford, Claudia Schiffer oder Naomi Campbell Designer: Versace, Helmut Lang, Jil Sander, Armani Must-Haves: Weite Schlaghosen, Synthetikoutfits, Buffallos, Flanellhemden, Tamagotchi 2000er: Verwirrende Vielfalt Ikonen: Sarah Jessica Parker, Carla Bruni, Dita von Teese, Sean Combs, Kate Moss Designer: Rick Owens, Karl Lagerfeld, Louis Vuitton, Balmain, Henry Holland, Valentino, Alexander McQueen, Dior, Oscar del la Renta Must-Haves: Ed Hardy, Ugg-Boots, Cowboy-Stiefel, Hobo-Bags >> >> >> >> Mode zwischen 1930 und 1990 Die Mode zwischen den 30er und 50er Jahren lässt sich dreiteilen: Vorkriegs-, Kriegs- und Nachkriegsmode. Das emanzipierte, knabenhafte Frauenbild wandelt sich hin zur eleganten Weiblichkeit. Besonders Marlene Dietrich hat die Mode der 30er Jahre maßgebend beeinflusst. Jede Frau wollte die sogenannte Marlene-Hose tragen. Eine taillierte, gerade geschnittene Hose mit breiten Beinen. Bis heute werden sie durch große Modedesigner zitiert und prägen einen klassischen und eleganten Stil im Alltag und im beruflichen Leben. Viel improvisiert wurde in den Kriegsjahren im Bereich der Mode. Alte Kleidungsstücke wurden in neue umgearbeitet. Was heute als Upycyling bezeichnet wird, gehörte damals zum täglichen Leben. Schmal geschnittene Kleider, die kurz über das Knie gingen, lagen im Trend. Raue und robuste Stoffe dominierten die Damen- und Herrengarderobe. Einen neuen Aufschwung in der Mode gab es in den 50er Jahren. Mit Christian Dior kehrte der Glamour in die Mode zurück. Der Petticoat prägte das Modebild der 50er. Die 60er waren die Zeit von Ikonen wie Twiggy, Jackie Kennedy und Uschi Obermaier. Für Furore sorgte in diesem Jahrzehnt der Minirock. Die 70er Jahre waren das Jahrzehnt der Hippies. Die Designer Vivienne Westwood und Yves Saint Laurent waren federführend, was die Mode der 70er betraf. Zu den Must-Haves gehörten Plateauschuhe, Faltenröcke und große Sonnenbrillen. Als Jahrzehnt der Schulterpolster könnte man die 80er bezeichnen. Ikonen wie Madonna und Joan Collins prägten die Mode dieses Jahrzehnts. Sakkos und Leggins in knalligen Farben waren der Style dieser Zeit. Die 90er sind das Jahrzehnt der Supermodels und der Girlies. Junge Frauen orientierten sich an den populären Girlbands dieser Zeit. Kurze Röcke, bauchfreie Tops und Schuhe mit Plateausohlen sind in Mode. Auch Hip-Hop oder Metal beeinflussen die Mode. Die Baggy-Pants sind das Symbol der Hip-Hop-Kultur. Lange Haare, Piercings und Tattoos werden salonfähig und sind Ausdruck des Metal-Look. Mode im 21. Jahrhundert Viele unterschiedliche Modeströmungen nahmen Einfluss auf die schnelllebige Mode der 2000er. Alte Trends wie der Marine-Look oder der Military-Look feierten ein Comeback. Knallige Farben über Pastellschattierungen bis hin zum Nude-Look beherrschten das Farbspektrum. Sexy Mode durfte nicht nur in der Disko getragen werden, sondern wurde in gesetzter Form sogar im beruflichen Alltag akzeptiert. Auch Männer durften sich extravagant kleiden. In den 2010ern ist die körperbetonte Silhouette kein Privileg der Frauen mehr. Nicht nur schmal geschnittene Anzüge machen die Männermode femininer, auch pastellfarbene und fließende Stoffe sind keine Seltenheit mehr. Insgesamt verschwimmen die Grenzen zwischen Männermode und Damenmode. In der Mode der 2010er Jahre spricht man von unisex, metrosexuell und dem Boyfriend-Look. Den Gegenpol dazu bildet die Hipster-Szene, deren Markenzeichen Flanellhemden und kernige Vollbärte sind. In über 2000 Jahren Mode ist einiges passiert. Noch immer gilt aber: „Kleider machen Leute“. 2010er: Grenzübergreifend Ikonen: Kate Middleton, Chloë Grace Moretz, Cara Delevigne, Miranda Kerr, Kim Kardashian, Kylie Jenner Designer: Michael Kors, Dior, Oscar del la Renta, Karl Lagerfeld Must-Haves: Crop-Tops, Choker, Animal Prints, Oversize, Boyfriend-Jeans Wer Tracht trägt, ist „in“ > In den letzten Jahren erlebte die Tracht und damit verbunden natürlich auch die Trachtenmode ein deutliches Comeback: Besuchte man vor einigen Jahren Volksfeste so war es eher die Ausnahme als die Regel, Tracht tragende Besucher anzutreffen. Das hat sich geändert. Ein Besuch auf der Nördlinger Mess, dem Stabenfest oder dem Münchner Oktoberfest macht ganz deutlich klar: „In“ ist, wer Tracht trägt. Vergleichen kann man das in etwa mit dem Siegeszug der Jeans. Was ursprünglich als Arbeitsbekleidung gedacht war, fand den Weg in die Mode und wurde populär. Das Interesse an Trachten erwachte in vielen Regionen zu Beginn des 20. Jahrhunderts, als man sich im Zuge der Heimatbewegung auf regionale Besonderheiten und die vermeintliche Romantik des Landlebens besann. Zunächst statteten sich die Trachtenvereine meist mit der Gebirgstracht aus. So auch die Trachtenvereine in Donauwörth und in Oettingen. Erst später besannen sich die Vereine darauf, ihre Wurzeln zu finden ... Bild: Birgit Rössle Die Donauwörther Volkstracht von l. n . r. : Birgit Rössle (2. Vorsitzende), Rudolf Kraut (Ehrenvorsitzender) und Claudia Kraut (1. Vorsitzende) vom Donauwörther Trachtenverein Donauwörther Tracht > Der Donauwörther Trachtenverein begann zwischen 1930 und 1940 damit, Nachforschungen zur Donauwörther Tracht anzustellen. „Da Donauwörth schon früher städtisch war, trugen die Damen in Donauwörth eher weniger Tracht. Allerdings wurde im Donauwörther Umland durchaus Tracht getragen. Die Volkstracht, die heute getragen wird, orientierte sich an den Trachten der umliegenden Gemeinden“, erzählt Birgit Rössle, die 2. Vorsitzende des Donauwörther Trachtenvereins. Noch immer werden im Donauwörther Trachtenverein sowohl die Gebirgstracht als auch die Volkstracht getragen. „Vor allem bei Tanzaufführungen greifen wir gerne auf die Gebirgstracht zurück. Auch die jüngeren Mitglieder ziehen gerne die Gebirgstracht an“, so Birgit Rössle. Unterschieden wurde in Donauwörth und Umgebung nach katholischer und evangelischer Tracht. „Bei den Katholiken konnte man am getragenen Schmuck erkennen, ob man eine wohlhabende Person vor sich hatte. Die Protestanten zeigten das, etwas diskreter, mittels der verwendeten Stoffe“, erzählt Birgit Rössle. Auch wenn der Ursprung der Trachten lange zurückliegt und man bei der Erneuerung von Trachten auf die Tradition achtet, bedeutet das nicht, dass die Tracht nicht mit der Mode geht: „Bei den Stoffen bleibt einem gar nichts anderes übrig, da man an manche Stoffe gar nicht mehr herankommt“, so Rössle. Großen Wert lege man bei den Trachten vor allem auf die Accessoires. Besonders bei den sogenannten Regina-Hauben werde sehr auf Tradition geachtet. „Wenn man neue Hauben anfertigt, achten wir sehr darauf, dass wir möglichst nah am historischen Vorbild bleiben“, führt Rössle aus. Die Donauwörther Tracht besteht bei den Männern aus einer Kniebundhose, Gehrock, Hemd, einem Leibchen mit Silberknöpfen und einem Hut – relativ überschaubar. Deutlich mehr wird es da schon bei den Damen: Über die Pumphose und die Strumpfhose wird ein Unterrock gezogen, gefolgt von einem roten Rock und der Schürze. Hinzu kommt dann noch eine rote Bluse. Über der Bluse tragen die Damen ein Schultertuch. Den krönenden Abschluss bildet bei den katholischen Damen die Reginahaube bei den evangelischen Damen die Dutthaube. | Bild: Volkstrachten-Erhaltungsverein Oettingen Die katholische und evangelische Rieser Tracht vereint auf einem Bild. Rieser Tracht 11 Bild: Volkstrachten-Erhaltungsverein Oettingen > Neben der Volkstracht aus dem Bereich Donauwörth, gibt es im Landkreis auch die Rieser Tracht. Vor allem die Mitglieder des Volkstrachten-Erhaltungsvereins D’Riaser in Oettingen kümmern sich darum, dass die Trachten erhalten bleiben. Auch bei der Rieser Tracht wird zwischen der katholischen und der evangelischen Tracht unterschieden. Während die Katholiken farbenprächtige Gewänder tragen, ist die evangelische Tracht eher in gedeckten Farben gehalten. Die Festtagstracht beinhaltete bei den Männern: Eine Hirschlederhose, Schaft– oder Stulpenstiefel, Hemd, Weste, Jacke und Hut. Legen die Damen die Festtagstracht an, tragen sie unter dem Rock auch einen Unterrock und darunter die sogenannte Stehbrunzhose, über dem Rock dann eine Schürze, eine Bluse und ein Schultertuch. Hinzu kam dann noch, je nach Konfession, die passende Haube. Die katholischen Damen trugen eine Reginahaube oder die Rieser Heilig-Geist-Haube. Die evangelischen Damen hingegen trugen die Bögeleshaube. „Wir haben in unserem Tanzprobenraum einen großen Fundus. Die Trachten, die im Vereinsbesitz sind, verleihen wir an unsere Mitglieder“, erzählt Anton Reiter. Selten seien vor allem die Wolkenröcke, die die evangelischen Damen tragen. „Wir hatten vor Kurzem großes Glück. Eine ehemalige Rieserin, die seit mittlerweile 40 Jahren in Trondheim in Norwegen lebt, hatte ihren Rock bei der Auswanderung mitgenommen. Jetzt hat sie ihn dem Verein gespendet, weil sie ihn nicht mehr braucht“, erzählt Anton Reiter. Neben der Festtagstracht gibt es auch die Rieser Werktagstracht, den „Rieser Kittel“, der auch „Staubhemd“ oder „Blauhemd“ genannt wird. „Bis in die 50- er Jahre wurde dieser im Ries ganz selbstverständlich getragen“, erzählt Anton Reiter, der seit 24 Jahren der Vorstand der Oettinger ist. Je nach Farbe der Stickerei auf dem Hemd wusste man sofort, ob es sich um einen Protestanten (weiße Stickerei) oder einen Katholiken (rote Stickerei) handelte. Zum Rieser Kittel trugen die Männer das „Troddelkäpple“, eine flache Kappe mit einer Quaste oder eine schwarze „Dollakapp“. „Wenn die Quaste auf der linken Seite hing, war man ledig. Quaste auf der rechten Seite bedeutete verheiratet“, erklärt Reiter. |
BLÄTTLE-QUIZ blättle Quiz 63 Wer
Laden...
Laden...
Follow Us
Facebook
Instagram