lättle | Ausgabe 11 | November/Dezember 2016 REGIONALGESPRÄCH 18 Auf ein Tässchen mit ... Anja Fischer-Mayer Wir haben der Modisten-Meisterin und Inhaberin von Anjas Lust auf Mode in Wemding 50 Fragen gestellt. Das Gespräch führte Diana Hahn. Am Mantel – aus der Kollektion von Anja Fischer-Mayer – sind noch letzte Handgriffe nötig. Bei „Anja`s Lust auf Mode“ in Wemding ist alles bereit für die Herbst-Wintersaison. Damit aus Stoff etwas wird, ist das Zuschneiden einer der ersten Schritte. > Hallo Frau Fischer-Mayer, es freut mich, dass Sie sich heute Zeit für unser Regionalgespräch genommen haben. Das Gespräch steht immer unter dem Motto „Auf ein Tässchen mit ...“ 1 Was trinken Sie, Tässchen Kaffee oder Tässchen Tee? Bei mir startet der Tag immer mit Tee. 2 Morgenmuffel oder Frühaufsteher? Das kommt ganz darauf an, wann ich ins Bett komme. Wenn es abends spät war, bin ich auch schon mal ein Morgenmuffel. Ansonsten bin ich eher ein Frühaufsteher. 3 Telefonieren oder E-Mail? Eindeutig telefonieren, da ich ein Mensch bin, der gerne redet. Schreiben verursacht leicht Missverständnisse. Am Telefon hört man ja schon am Tonfall, was ich sagen will. 4 Gutbürgerliches Essen oder lieber exotische Küche? Eindeutig exotisch. 5 Urlaub in den Bergen oder lieber am Meer? Inzwischen sowohl als auch. Beides hat seinen ganz eigenen Charme. Ich finde es toll am Meer zu sein, aber auch die Berge haben etwas. 6 Morgens lieber Zeitung oder das Radio? Radio. Ich werde nämlich von einem Radiowecker geweckt. 7 Welche ist Ihre liebste Jahreszeit? Meine liebste Jahreszeit ist das Frühjahr, weil die Natur dann erwacht und die Blumen wieder anfangen zu blühen. Außerdem gibt mir diese Jahreszeit neue Lebensenergie. 8 Ihre drei besten Eigenschaften? Ich bin kreativ, bewahre immer die Ruhe und bin spontan. 9 Haben Sie eine Macke? Ja, habe ich. Wenn jemand etwas falsch gemacht hat, dann nehme ich das locker. Das irritiert manche. Aber wir sind alles Menschen und dann passieren eben Fehler. Sie sind eine der letzten Modisten-Meisterinnen in der Region. Lassen Sie uns über Ihren Beruf sprechen. 10 Was genau ist eine „Modistin“? Früher war der Beruf unter dem Namen „Putzmacherin“ oder „Hutmacherin“ bekannt. Weil in diesem Beruf aber nicht nur Hüte gefertigt werden, sondern auch Mode entworfen und genäht wird, wurde der Begriff Modistin eingeführt. Die theoretische Ausbildung ist die, die auch Schneiderlehrlinge durchlaufen. Die Praxis unterscheidet sich dann aber doch etwas vom Beruf des Schneiders. 11 Warum haben Sie sich für diesen Beruf entschieden? Ich bin ein absolut kreativer Mensch und deshalb wollte ich auch einen kreativen Beruf ausüben. Für mich wäre es eine Strafe gewesen, in einem Büro arbeiten zu müssen. Insgesamt habe ich mich damals für sieben kreative Berufe beworben. Entschieden habe ich mich dann für den Beruf der Modistin, weil ich da viel mit Menschen zu tun habe. 12 Würden Sie sich heute nochmal dafür entscheiden? Ich würde es wieder genauso machen. Die exotische Berufsbezeichnung hat mir so manche Türen geöffnet, die sonst vielleicht verschlossen geblieben wären. 13 Sie entwerfen Hüte. Gibt es noch viele in der Region, die gerne einen Hut tragen? Ja. Bei festlichen Anlässen werden durchaus noch Hüte getragen. Außerdem designe ich ja auch Wintermäntel und die passenden Hüte dazu. „Für den Mut den richtigen Hut“ 14 Sie entwerfen und schneidern auch Hochzeitskleider. Wie lange dauert es vom 1. Entwurf bis zum fertigen Kleid? Damit es ohne Stress ablaufen kann, muss man schon 6 Monate einplanen. Bis der Stoff kommt dauert es schon 6 Wochen, dann gibt es drei Anproben und das Nähen eines „normalen“ Brautkleides nimmt auch mindestens 20 Stunden in Anspruch. Für sehr aufwändige Kleider mit vielen Stickereien und Detailarbeiten, benötigt man dann schon 30–40 Stunden Arbeitszeit. 15 Gibt es ein Kleid, dass Ihnen besonders in Erinnerung geblieben ist? Warum? Ja, das gibt es. Vor 4–5 Jahren haben wir für eine Ausstellung eine sehr aufwändige Eigenkreation angefertigt. Eine Frau hat sich dann auf der Ausstellung in das Kleid verliebt. Sie hat darauf gewartet, bis es von der Ausstellung zurückkam und es dann gekauft, obwohl sie sich ihr Kleid eigentlich ganz anders vorgestellt hatte. 16 Für wen würden Sie gerne mal ein Hochzeitskleid entwerfen und anfertigen? Sarah Connor. 17 Warum gerade für Sarah Connor? Weil Sarah Connor ein absoluter Familienmensch ist. Sie ist so „grad raus“ und hat schon viele Höhen und Tiefen erlebt. Sie ist einfach auch nicht so ein 0815-Typ. 18 Gibt es irgendetwas, das Sie gerne mal entwerfen würden? Für unsere Bundeskanzlerin würde ich gerne eine Art Baukastensystem entwerfen, damit sie immer gut gekleidet ist. Ich würde ihr sagen: „Du kannst deine Blazer schon haben, aber die müssen dann auch echte Hingucker sein.“ Frau Merkel wäre auf jeden Fall eine Herausforderung. Auch für Barbara Schöneberger würde ich gerne mal was entwerfen. 19 Sie sind auch als Stilberaterin/ Typberaterin tätig. Wer lässt sich von Ihnen beraten? Das geht querbeet. Selbst die, die gut angezogen sind, wollen sich von mir Trends zeigen lassen. Oft sind das auch Stammkunden, deren Kleiderschrank ich gut kenne. 20 Was macht einen guten Stil aus? Das lässt sich in einem Satz sagen: Gut gekleidet sein, bedeutet nicht, dass man auffallen muss, sondern dass man als Person in Erinnerung bleibt. 21 Müssen Sie als Modistin eigentlich jeden Trend mitmachen? Ich mache jeden Trend mit, um am Ball zu bleiben. Aber nicht jeder Trend passt überall hin. Was in der Stadt funktioniert, muss auf dem Land nicht funktionieren. Ich probiere aber alles aus, so kann ich meine Kunden auch besser beraten. Das ist so ähnlich wie ein Koch, der die Suppe probiert. 22 Welchen Trend der letzten Zeit fanden Sie gut? Weniger einen Trend als ein Material. Ich bin ein absoluter Fan von Stretch, sowohl für Frauen als auch für Männer. Das Material knittert nicht, macht alles mit, ist für jeden Anlass passend und jeder kann es tragen. Es nutzt ja nichts, wenn die Mode stylish ist, aber unbequem. 23 Von welchem Trend hoffen Sie, dass er schnell wieder in der Versenkung verschwindet? Alles was kratzt. (lacht) Aber auch bauchfrei und Hüfthosen sind nicht mein Fall. Hüfthosen sind in Ordnung, wenn sie von Menschen getragen werden, die sie auch tragen können. Aber oft tragen auch Menschen Hüfthosen, die das besser nicht sollten. 24 Was halten Sie von TV-Formaten wie Shopping Queen? Ich finde solche Formate gut, weil es eine Art Schule für die Frau zu Hause ist. Jede Frau kann sich mit einer der Teilnehmerinnen identifizieren und merkt, dass sie mit ihren Problemen nicht alleine ist. So kann man auch etwas daraus lernen. 25 Gibt es einen oder mehrere Designerinnen oder Designer, die Sie bewundern? Nein, ich bewundere eigentlich keinen Designer, weil mir bei dem einen das und beim anderen jenes gefällt. Aber eigentlich nie alles. 26 War es immer Ihr Ziel in Ihrem eigenen Laden zu arbeiten, oder wollten Sie ursprünglich auch mal bei einem größeren Label anfangen? Ich habe schon mit 17 gesagt, dass ich eines Tages meinen eigenen Laden aufmachen werde. Meine Mama hat mich deshalb gefragt, ob ich spinne. (lacht) Aber mein Papa hat mich schon früh bei meinem Vorhaben unterstützt und mir das zugetraut. Für ein großes Label wollte ich nie arbeiten. 27 Sie entwerfen auch Ihre eigene Kollektion, wie kommen Sie auf die Ideen? Ich orientiere mich durchaus an den Trends, die es gerade gibt. Denn wenn ich zu weit vom Trend entfernt bin, kauft es der Kunde nicht. >
Laden...
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