lättle | Ausgabe 14 | Mai/Juni 2017 TITELTHEMA: GESUNDHEITSSTANDORT DONAU-RIES 10 Bild: Landratsamt Donau-Ries IM GESUNDHEITSBEREICH GIBT ES ZAHLREICHE BERUFE. BEI DER HEILUNG ODER THERAPIE WIRKEN MEIST MEHRERE BERUFSGRUPPEN ZUSAMMEN. 11 Besser gewappnet für die Zukunft Donau-Ries nimmt am Projekt „Gesundheitsregion plus“ teil Akademische Heilberufe: Arzt, Zahnarzt, Psychotherapeut, Apotheker. Ausbildung an akademischen Institutionen, Zulassung unterliegt gesetzlichen Richtlinien. Organisation in Berufskammern. > Unter dem Titel „Gesundheitsregion plus“ haben Regionen und Landkreise die Möglichkeit, an einem Förderprogramm des Bayerischen Staatsministeriums für Gesundheit und Pflege teilzunehmen. Der Landkreis Donau-Ries hat sich 2015 entschieden, den Antrag auf Förderung als Gesundheitsregion plus zu stellen. Ende 2015 wurde bereits mit der Bestandsaufnahme, der Bedarfsplanung und der Einrichtung von Arbeitsgruppen begonnen. Die Förderperiode für das Projekt „Gesundheitsregion plus“ beträgt zunächst 5 Jahre, danach erfolgt eine Evaluation der geleisteten Arbeit und der umgesetzten Maßnahmen. Dann besteht die Möglichkeit zur Verlängerung des Förderprogramms. Ein wichtiges Ziel des Landkreises ist es, die wohnortnahe Gesundheitsversorgung für die Bevölkerung zu sichern und einer drohenden ärztlichen Unterversorgung frühzeitig entgegen zu wirken. Schaut man sich zum Beispiel die hausärztliche Versorgung in der aktuellen Statistik der Kassenärztlichen Vereinigung an zeigt sich, dass die praktizierenden Ärzte größtenteils ein Alter von 50 oder 60 Jahren plus haben und damit zu rechnen ist, dass diese Praxen über kurz oder lang schließen werden. Hier will der Landkreis sich frühzeitig um die Ansiedelung von Nachwuchsärzten bemühen. Hierfür muss der Beruf des Hausarztes wieder als ein attraktiver Beruf kommuniziert werden, denn aktuell ist es eher so, dass die jungen Mediziner sich schon früh für den Facharzt und weniger für den Allgemeinmediziner entscheiden. Hierzu gibt es bereits Förderprogramme und auch im Landkreis sind erste Initiativen gestartet worden. Ein weiteres Ziel ist die bessere Vernetzung und auch Zusammenarbeit der verschiedenen Akteure im Gesundheitswesen, also von Klinikärzten, niedergelassenen Ärzten, Krankenkassen, Pflegediensten, Reha- Einrichtungen, Apotheken usw. . Zentrale Ziele sind weiterhin der Ausbau der Angebote der Gesundheitsprävention sowie das gesunde Aufwachsen und die psychische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen. Organisiert und umgesetzt wird das Projekt „Gesundheitsregion plus Donau-Ries“ von einer zehnköpfigen Gruppe unter der Leitung von Landrat Stefan Rößle und Geschäftsstellenleiter Herbert Schmidt. | Gemeinsam sind wir stark Zusammenschluss von Kliniken und Seniorenheimen unter dem Dach des gKU Besonderheit Heilpraktiker: Umfasst die Ausübung der Heilkunde unter Einschränkungen. Berufsbezeichnung darf nur führen, wer über die staatliche Erlaubnis gemäß Heilpraktikergesetz verfügt. Nichtakademische und teilweise akademisierte Heilberufe = Gesundheitsfachberufe: Ergotherapeut, Gesundheits- und Krankenpfleger, Kinderkrankenpfleger, Altenpfleger, Hebamme, Heilerziehungspfleger, Logopäde, Masseur, Medizinischer Bademeister, medizinisch-technischer Radiologieassistent, Operationstechnischer Assistent, Krankenpflegehilfe, Physiotherapeut, Diätassistent, Rettungsassistent, Notfallsanitäter. Berufsbezeichnungen geschützt, teilweise sind die Berufsangehörigen in Pflegekammern organisiert. Freie Gesundheitsberufe Beratende, gesundheitsfördernde u. präventive Berufe, z. B.: Entspannungscoaches für Yoga, Meditation, Achtsamkeit, Trainer für Atem-, Kunst- oder Musiktherapie, präventive Rückenschulungstrainer, Ernährungsberater, usw. Fähigkeiten werden in Kursen erlangt, Ausübung oft nebenberuflich. Teilweise Organisation in einem Dachverband. Bild: Landratsamt Donau-Ries Die Donau-Ries Klinik in Donauwörth > Das Kürzel gKU steht für das gemeinsame Kommunalunternehmen „Donau-Ries Kliniken und Seniorenheime“. Unter dem Dach des gKU sind derzeit folgende Einrichtungen zusammengeschlossen: Donau-Ries Klinik Donauwörth, Stiftungskrankenhaus Nördlingen, Donau-Ries Klinik Oettingen, Donau-Ries Seniorenheim Monheim, Donau-Ries Seniorenheim Rain, Donau-Ries Seniorenheim Wemding, Donau-Ries Seniorenwohnpark Rain, Pflegezentrum Bürgerheim Nördlingen. Grund und Ziel dieses Zusammenschlusses ist letztendlich die kreative, zeitliche und auch finanzielle Kräftebündelung unter dem Motto „Gemeinsam sind wir stark“. Jürgen Busse, Vorstand des gKU, betont: „Die heimatnahe ärztliche Versorgung ist uns sehr wichtig. Oftmals ist es aber gerade in Regionen wie der unseren so, dass der nächste Hausarzt einige Kilometer vom Wohnort entfernt angesiedelt ist. Dies ist gerade für ältere oder weniger mobile Menschen ein Problem. Manchmal liegt eine unserer Kliniken näher am Wohnort als der nächste Hausarzt und so kommen viele Patienten, die eigentlich ein Fall für den Hausarzt wären, oftmals in die Notaufnahme. Wesentlich helfen kann hier zum Beispiel ein mit den Krankenkassen gemeinsam organisierter Fahrdienst.“ Anhand seiner Zahlen kann Jürgen Busse belegen, dass die drei Krankenhäuser im Landkreis eine volle Auslastung vorweisen können. Man müsse sogar eher aufpassen, dass es nicht zu voll wird in den Kliniken. „Da unsere Kliniken auch überregional und sogar weltweit einen sehr guten Ruf genießen, haben wir großen Zulauf von Patienten, die außerhalb unseres Bedarfsplanungsbereiches liegen. Diese werden bei der Bedarfsplanung natürlich nicht eingerechnet“, erläutert er. Zwischen den drei unter dem Dach des gKU zusammengefassten Häusern gibt es laut Busse einen regen Austausch und ein gutes Miteinander. Alle drei Häuser sind allgemeine Krankenhäuser, zusätzlich gibt es diverse Spezialisierungen. In Donauwörth ist unter anderem die Klinik für Orthopädie, Unfallchirurgie und Wirbelsäulentherapie angesiedelt. Nördlingen verfügt unter anderem über eine Klinik für Innere Medizin mit den Schwerpunkten Kardiologie, Intensivmedizin, Diabetologie und Hypertoniezentrum. Der Standort Oettingen ist sehr gut auf die Altersmedizin eingerichtet. „Dort können wir vor allem Patienten mit einer längeren Verweildauer optimal betreuen und somit an den Standorten Donauwörth und Nördlingen Betten für die Akutversorgung frei halten. In Oettingen bieten wir außerdem spezielle Reha-Leistungen und spezielle Versorgungen wie Schlaflabor, Pneumologie und Weaning-Betten an“, sagt Busse. Da die Gesundheitsversorgung im Alter sich als großer Trend in den nächsten Jahren abzeichnet, habe ich der Klinik und Regina Estner von der Klinikverwaltung einen Besuch abgestattet, um mich näher zu erkundigen: > > Donau-Ries Klinik Oettingen In Oettingen führt mich Regina Estner durch das Haus. „Ganz wichtig ist mir vorne weg zu sagen, dass wir am Standort Oettingen nicht nur Altersversorgung machen, sondern dass wir trotz diverser Spezialisierungen noch immer auch ein ganz normales Krankenhaus sind und eine wohnortnahe medizinische internistische Grund- und Notfallversorgung sichern. Unsere Spezialgebiete liegen in der Versorgung von Patienten mit Atemwegserkrankungen (Pneumologie), schlafbezogenen Gesundheitsstörungen (Schlaflabor) und die medizinische Versorgung und therapeutische Unterstützung von älteren Menschen (Akut-Geriatrie und Reha-Geriatrie)“, erklärt sie mir. Im Atemzentrum werden Erkrankungen der Lunge und der Atemwege diagnostiziert und behandelt und auf der Station stehen die einzigen Weaning-Betten in der Region zur Verfügung. Weaning ist das englische Wort für Entwöhnung und bezieht sich auf die Entwöhnung der Lungen vom Beatmungsgerät nach einer Langzeitbeatmung von einer Woche oder länger. „Aktuell haben wir fünf solche Betten, wir bauen aber auf sieben Weaning-Betten aus“, erklärt mir Regina Estner. Im Schlaflabor befinden sich sieben Betten. Funktionsleiterin Sabine Reichel erklärt mir: „Wir untersuchen und behandeln hier atmungsbezogene Schlafstörungen. Eine Messung dauert normalerweise zwei Nächte. Wenn wir bereits in der ersten Nacht gute Messergebnisse bekommen, reicht auch mal eine Nacht aus. Wir belegen die Betten daher normalerweise immer montags und mittwochs“, sagt sie. Auf meine Rückfrage bestätigt Sabine Reichel mir, dass die Patienten trotz der ungewohnten Umgebung und der Verkabelung gut genug schlafen, um die gewünschten Messungen durchführen zu können. Was mich aber im Hinblick auf den Zukunftstrend „Gesundheitsversorgung im Alter“ am meisten interessiert, sind die Akut- und die Reha-Geriatrie. „In der Akut-Geriatrie haben wir viele ältere Patienten, die nach Stürzen, Knochenbrüchen, Schlaganfällen oder mit Herzerkrankungen zu uns kommen. Die Verweildauer auf der Station liegt meist zwischen einer bis drei Wochen. Die Patienten werden entsprechend ihrer Erkrankungen und Bedürfnisse vier Mal täglich durch Therapeuten betreut. Die Therapeuten sind an ihren roten T-Shirts leicht zu erkennen und sie kümmern sich um Krankengymnastik, physikalische Therapie, Ergotherapie, Logopädie und Neuropsychologie. Dafür gibt es entweder Übungen auf dem Zimmer oder an speziellen Geräten auf der Station“, erklärt sie mir. Nach dem Aufenthalt in der Akut-Geriatrie wechseln die Patienten oft in die Reha-Geriatrie. „Hierhin kommen aber auch viele Patienten von außerhalb. Die Verweildauer in der Reha beträgt mindestens drei Wochen, manchmal auch länger. Wir bieten hier Einzel- aber auch Gruppentherapien an. Dafür steht im Kellergeschoss zum Beispiel ein Geräteraum zur Verfügung und draußen haben wir auf dem Klinikgelände einen speziellen Therapiegarten angelegt. Aber auch das ganz normale Treppensteigen zählt bei uns schon zu den Therapiemaßnahmen“, erklärt Estner. Generell hat die Geriatrische Rehabilitation das Ziel, mit dem Patienten und auch den Angehörigen zusammen die gewohnte Lebensqualität möglichst zu erhalten, Pflegebedürftigkeit zu vermeiden oder zu mindern, die Selbstversorgung zu erhalten oder wieder herzustellen und vorhandene oder verloren gegangene geistige, soziale und körperliche Fähigkeiten und Funktionen wieder herzustellen, zu stabilisieren und zu fördern. Die meisten Menschen möchten nach der Reha wieder in die gewohnte häusliche Umgebung zurückkehren. Da dies leider nicht immer so einfach möglich ist, ist ein besonders wichtiges und umfassendes Angebot der Klinik der vor Ort angesiedelte Sozialdienst. „Fast jeder unserer Patienten aus der Geriatrie wird durch den Sozialdienst betreut und auch für die Angehörigen ist dies eine wichtige erste Informations- und Anlaufstelle. Gerade bei Patienten, die nach ihrer Behandlung vielleicht nicht mehr länger alleine wohnen können oder auf weitere Betreuung angewiesen sind, sind die Angehörigen zunächst mit der neuen Situation überfordert. Viele wissen gar nicht, wie sie weiter vorgehen müssen und an wen sie sich wenden können. Gerade auch in den Bereichen Pflegeberatung, Information zur Pflegekasse und zu Sozialrecht bietet die Sozialstation auf Termin wichtige Beratung an“, erklärt mir Estner. Gerade an diesem Punkt sind Kooperationen mit ambulanten Diensten besonders wichtig. Zu jedem Patienten wird ein sogenanntes Soziales Assessment durchgeführt. In ein zentrales System geben alle Beteiligten, also Ärzte, Pfleger, Physiotherapeuten, Psychotherapeuten, usw. ihre Informationen zum Patienten ein und können diese auch gegenseitig austauschen. Bei der Entlassung stehen alle diese gesammelten Informationen auch für den Arztbrief oder zur Angehörigeninformation zur Verfügung. „Diese Informationsvernetzung ist nicht nur wichtig, sondern auch sehr praktisch, denn es muss nicht immer bei jedem Gespräch jeder bei Null anfangen“, lobt Estner dieses System. |
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