lättle | Ausgabe 14 | Mai/Juni 2017 BIN IM GARTEN Was jetzt zu tun ist ... Gärten, Parks und Grünanlagen in Donau-Ries von Verena Gerber-Hügele Die Gärtnerei der JVA Kaisheim > In der Justizvollzugsanstalt in Kaisheim gibt es schon seit den 1970er Jahren einen Gärtnereibetrieb. In den Wintermonaten arbeiten dort etwa 12 Gefangene, jetzt im Frühjahr und auch im Sommer und Herbst zur besten Pflanz- und Erntezeit können es bis zu 20 Arbeiter sein. Seit dem 1. Januar 2017 ist der Betrieb dabei, den Anbau auf EG-Bio umzustellen. „Jetzt im Mai und Juni ernten wir bereits sämtliche Sorten Salat, wie Pflücksalat, Kopfsalat, Eichblattsalat, Lollo rosso und Lollo bianco, außerdem die ersten Gurken und Tomaten, Kohlrabi, Wintersteckzwiebeln, Rettich und Radieschen. Je nach Witterung gibt es im Juni auch bereits Rote Bete, den ersten Mangold oder Blumenkohl“, erzählen mir Thomas Löw, Betriebsleiter der Gärtnerei der JVA Kaisheim, und sein Kollege Maik Wöhner. Zur Aussaat oder Pflanzung kommen zurzeit sämtliche Krautsorten, Sellerie, Buschbohnen, Fenchel, ein Großteil der Karotten ist bereits gesät. Die geerntete Ware wird im betriebseigenen Verkaufsraum verkauft. „Wir haben rund Tausend Kunden im Monat, die meisten davon sind Stammkunden, die bei uns sowohl ihr frisches Gemüse, als auch vorgezogene Pflanzen zum Eigenanbau kaufen. Wir merken, dass viele Menschen wieder mehr Wert auf eine gute Qualität legen, daher sind wir gerade dabei, unseren Gemüseanbau auf EG-Bio umzustellen. Der erste Schritt war es, die Gewächshäuser für die Biopflanzen strikt von den Gewächshäusern für Zierpflanzen zu trennen. Die ersten Salate, Gurken und Tomaten werden bereits in Bioqualität von uns angepflanzt, bis die gesamte Umstellung allerdings erfolgt und zertifiziert ist, sehen Gesetzgeber und Prüfinstitute allerdings drei Jahre vor“, so Wolfgang Huber, Leiter des betrieblichen Arbeitswesens der JVA Kaisheim und Projektleiter der EG-Bio Zertifizierung. Viele Arbeitsschritte erfolgen noch in Handarbeit, so zum Beispiel das Vorziehen des Salates oder das Säen und Pikieren der Tomaten. Einige der Pflanzen werden selbst vermehrt oder stammen aus eigenem Saatgut, andere werden aus angelieferten Samen oder Jungpflanzen groß gezogen. „Wichtig ist, dass vom Saatgut über die Jungpflanzen, die Erde und die Dünger oder Substrate in Bioqualität eingekauft werden. Statt Spritzmitteln setzen wir auf Folien, die das Wachstum von Unkraut verhindern und auf gezielt ausgesetzte Nützlinge wie Schlupfwespen oder Florfliegen, die Schädlinge wie zum Beispiel Blattläuse vertilgen. Wichtig ist, dass diese biologisch verträglichen Maßnahmen bereits vorbeugend eingesetzt und dann konsequent verfolgt werden“, erklärt mir Thomas Löw. In der Gärtnerei gibt es aber nicht nur Gemüse, sondern auch eine Vielzahl an Zierpflanzen für Garten und Zimmer. „Diese Pflanzen werden seit Anfang des Jahres strikt getrennt vom Biogemüse gezogen und kultiviert, da wir den Zierpflanzenbereich nicht auf EG-Bio umstellen können. Das wäre einfach zu aufwendig und zu teuer“, weiß Wolfgang Huber. Gerade jetzt im Frühjahr haben Balkonpflanzen wie Geranien Hochsaison. Für Balkon, Garten oder Gräber werden viele Petunien, Fuchsien, Goldmarie, Dahlien, Zauberschnee, Zauberglöckchen oder auch Ziertabak gekauft. Das Geschäft mit den Zierpflanzen für Balkon und Garten ist größtenteils saisonal, zum Hochsommer hin wird es in diesem Bereich ruhiger. Zimmerpflanzen verkaufen wir rund ums Jahr“, erklärt Thomas Löw. Anstaltsleiter Friedhelm Kirchhoff erklärt: „Die Hauptaufgabe der Gärtnerei ist natürlich, Arbeitsplätze für die Gefangenen bereit zu stellen. Da ist gerade die EG-Bio Umstellung von Vorteil, da sie viel Handarbeit erfordert. Unsere vielen Stammkunden zeigen aber auch, dass die Gärtnerei für die Menschen aus Kaisheim und Umgebung eine tolle Einkaufsmöglichkeit ist, natürlich kaufe auch ich mit meiner Familie dort ein. Wir freuen uns schon immer auf frischen Feldsalat und die Tomaten sind einfach aromatischer.“ Planungen für die Zukunft sehen vor, auch den Landwirtschaftsbereich der JVA auf EG-Bio umzustellen und dann für Gärtnerei, Landwirtschaft und Werkstätten einen großen, gemeinsamen Verkaufsraum zu schaffen. | > Mai: Eine spannende Zeit im Mai sind für Gärtner immer die Eisheiligen, da gilt es die Temperaturen im Auge zu behalten und empfindliche Pflanzen noch einmal extra zu schützen. Wer im Beet Kräuter plant, im Balkonkasten Geranien pflanzen möchte oder empfindliche Kübelpflanzen wie z. B. Oleander im Garten hat, sollte auf jeden Fall bis nach der sogenannten „Kalten Sophie“ mit dem Anpflanzen oder hinausstellen warten. In diesem Jahr liegen die Eisheiligen in der Mitte des Monats, vom 11. bis zum 15. Mai 2017. > Juni: Im Juni beginnt der Frühsommer, im Garten fangen Holunder und Linden an zu blühen und ihren betörenden Duft zu verströmen und ganz allgemein gibt es jetzt überall etwas zu tun: pflanzen, pflegen, ernten – die Arbeiten sind vielfältig. Besonders gilt es jetzt, die Blattläuse im Auge zu behalten. Hier helfen Nützlinge wie Marienkäfer, Wespen und verschiedene Fliegenarten, für die Blattläuse eine willkommene Nahrung sind. Wer ihnen im Garten Lebensraum bietet, spart sich den Spritzmitteleinsatz. Salatanbau in der JVA Kaisheim Der Salat wird mit sogenannten Saatgutpillen ausgesät. In den Pillen ist der Samen enthalten, der sich so viel leichter und gezielter säen lässt. Späteres auseinandersetzen der Pflanzen bei zu eng gesätem Samen entfällt damit. Die Erdwürfel werden mit einer speziellen Maschine geformt, die Pillen werden von Hand auf die Würfel verteilt. Dann ist das Gießen ganz wichtig, an besonders warmen Tagen ist ein Gefangener alleine nur mit der Bewässerung beschäftigt. Nach 2 Tagen geht das Saatgut auf, nach etwa 3–4 Tagen haben sich erste Wurzeln gebildet. Nach etwa 14 Tagen sind die Jungpflanzen schon relativ groß. 47 Nach etwa 3 Wochen können die vorgezogenen Jungpflanzen ausgesetzt werden, entweder im Gewächshaus, oder im Freilandbeet. Gesetzt wird mit einer speziellen Folie, die das Wachstum von Unkraut verhindert. Der geerntete Salat kommt dann in den Verkaufsraum. Allerdings werden auch zahlreiche Salatjungpflanzen an Kunden verkauft, die ihn dann im eigenen Gewächshaus oder Garten großziehen.
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