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blaettle 14 - Mai/Juni 2017

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lättle | Ausgabe

lättle | Ausgabe 14 | Mai/Juni 2017 SPAZIERGANG DURCH ... Otting Steckbrief: Bürgermeister: Johann Bernreuther 51 Bild: Gemeinde Otting beide Bilder: Gemeinde Otting Fläche: 13,4 km2 Einwohner: 787 (31. Dez. 2015) Verwaltung: Wolferstädterstraße 2 86700 Otting Der Heimatbahnhof Otting-Weilheim ist eine wichtige Webpräsenz: www.gemeinde-otting.de Die Schlosskapelle Mater dolorosa Verkehrsanbindung in der Region. Hier haben Astronauten in den 70er Jahren geforscht. > innen genauer ansehen können. Als ich die Kapelle betrete, fallen mir gleich die Fresken, der Stuck und die barocke Kanzel von 1704 auf. Im Kontrast zu der hellen Gestaltung sticht der in schwarz und gold gehaltene Hochaltar richtig heraus. Johann Bernreuther führt mich hinter den Altar und zeigt mir den verschlossenen Eingang zu einer Gruft unter der Kapelle. „Um die Kapelle rankt sich so manche Sage“, meint Johann Bernreuther. Es wird erzählt, dass es von hier einen unterirdischen Gang ins Schloss gibt. „Das könnte ja tatsächlich sein“, lacht Bernreuther. Dass es aber einen Weg unter Tage bis nach Fünfstetten geben soll, kann er nicht glauben. Um uns das Schloss (6) näher anzusehen, suchen wir aber nicht nach dem Geheimgang, sondern nehmen den Weg am Tageslicht. Wir laufen die Schloßstraße entlang und kommen nach ein paar Metern zum Haupteingang des Schlosses. Das Schloss Otting liegt idyllisch an einem kleinen Weiher. Es wurde 1619 neben der Ruine einer mittelalterlichen Burg gebaut. Über die Jahre hinweg, war das Schloss in Besitz von mehreren Familien. „Weil in den alten Schriften die Schreibweisen von Otting und Oettingen fast gleich sind, ist es manchmal schwierig herauszufinden, welche Fürsten, Grafen und Schlösser gemeint sind“, weiß Bernreuther. Sicher ist aber, dass 1811 das Schloss an den Freiherren Carl Friedrich Stephan von Schönfeld ging, der Halbbruder von König Maximilian I. Joseph von Bayern. Als die Familie von Schönfeld in den Grafenstand erhoben wurde, nannte sich das Geschlecht von Otting und Fünfstetten. Maximilian Joseph Graf von Otting und Fünfstetten verkaufte das Schloss 1856 schließlich in Privatbesitz. Auch im 20. Jahrhundert wechselte das Schloss mehrmals seine Besitzer. 17 Jahre gab es im Schloss sogar eine eigene Brauerei. Heute ist es in Besitz dreier Privatpersonen. Eine davon betreibt im vorderen Teil der Gebäude ein Hotel und will in diesem Sommer mit der Bewirtung auf der Sonnenterrasse am Weiher starten. Ich genieße noch kurz den Blick auf das Schloss, bevor ich mich mit Johann Bernreuther zur nächsten Sehenswürdigkeit in Otting aufmache. Wir > > steigen wieder ins Auto und fahren die Wolferstädterstraße entlang. Kurz vor dem Ortsausgang parken wir und gehen einen kleinen Abhang hinab. Wir laufen in den Suevit-Steinbruch (7) hinein, in dem seit Jahren kein Suevit mehr abgebaut wird. In den 70er Jahren bekam der Steinbruch in Otting aber sogar internationale wissenschaftliche Relevanz, als die vier Astronauten Shepard, Mitchel, Engel und German dort ihre Kenntnisse über das Mondgestein vertiefen wollten. 1976 und 1977 ließ die NASA weitere geologische Untersuchungen im Suevit-Steinbruch durchführen, als nach der erfolgreichen Apollo 14 Mission bestätigt wurde, dass die geologische Struktur des Rieskessels mit dem Trümmerfeld im Fra-Mauro-Krater auf dem Mond übereinstimmt. Der Steinbruch ist in Besitz der Firma Märker, die aber momentan am Steinbruch nichts abbaut. So ist heute die Natur Herrin über den Suevit. Gestrüpp, Buschwerk und Bäume haben sich selbst ausgesät und Flora und Fauna bilden ein sich selbst überlassenes Biotop. Johann Bernreuther zeigt mir genau die Stelle, an der damals die NASA-Astronauten gebohrt haben und wir begehen den gesamten Steinbruch. heim-Möhren-Treuchtlingen eröffnet. Fast eineinhalb Stunden hat die Fahrt damals gedauert. Heute ist der Bahnhof Otting-Weilheim der einzige Halt für Regionalbahnen auf dem Weg von Donauwörth nach Treuchtlingen, die andern Bahnhöfe sind längst nicht mehr in Betrieb. Und auch das Blockhaus wird nicht mehr benötigt – die Einfahrten in Bahnhöfe werden heute mit elektrischen Weichen und Lichtsignalen geregelt. Das Blockhaus ist jetzt in Besitz der Theresienschwestern Heilig Blut. Aber es gibt noch einen weiteren geschichtsträchtigen Ort entlang der Bahnlinie bei Otting: Als die Strecke Anfang des 20. Jahrhunderts gebaut wurde, hatten die Arbeiter mit dem felsigen schwäbischfränkischen Jura zu kämpfen. Der Bau der Strecke zwischen 1903 und 1906 wird in der Eisenbahngeschichte auch Juradurchstich genannt. ANZEIGE Welch Leistungen die Bauarbeiter ohne unsere modernen technischen Hilfsmittel damals erbracht haben, kann man sich heute nur schwer vorstellen. An einer Stelle in Otting wird das ganz besonders deutlich. Johann Bernreuther fährt mit mir zum Juradurchbruch (9). Durch den Felsen südöstlich von Otting wurde damals die Bahnstrecke gebaut. Durch mehrere solcher Einschnitte mit dazwischen aufgeschütteten Dämmen verlaufen die Schienen, bis sie auf halben Weg zwischen Otting und Weilheim zum Bahnhof führen. Wenn ich nun das nächste Mal mit dem Zug von Donauwörth in Richtung Nürnberg fahre und dann an Otting vorbeikomme, sehe ich die Bahnstrecke und die Gemeinde bestimmt mit ganz anderen Augen. Jetzt mache ich mich aber mit dem Auto auf den Weg zurück, nachdem ich mich bei Bürgermeister Johann Bernreuther für die Führung durch Otting bedanke. | Auf einer freien Fläche liegen einige Brocken aus Suevit, dem Gestein, das aufgrund des Meteoriteneinschlags vor 14,5 Millionen Jahren im Ries entstanden ist. „Einen davon habe ich mir aussuchen dürfen“, erzählt Johann Bernreuther stolz. Genau dieser Stein schmückt heute die Dorfmitte am Platz vor dem Ottinger Rathaus. Nach unserer Runde durch den Steinbruch machen wir uns wieder auf den Weg mit dem Auto. Diesmal fahren wir ans andere Ortsende der Gemeinde. Es geht einmal durchs Dorf und dann die Monheimer Straße entlang. Zuerst will mir der Bürgermeister das sogenannte Blockhaus (8) direkt an der Bahnlinie zeigen. Bei diesem Begriff denke ich sofort an ein gemütliches Holzhaus. Dass das Haus in Otting den Namen Blockhaus aus einem anderen Grund trägt, erklärt Bernreuther: „Blockhaus kommt von blockieren. Der Eisenbahner dort musste die Züge aus Richtung Donauwörth „blockieren“ bis die Züge am nahe gelegenen Bahnhof weiterfuhren, damit es nicht zu einem Zusammenstoß kam. Aus diesem Grund wurde das Haus vor über 100 Jahren an der Bahnstrecke gebaut. 1906 wurde dann die Bahnlinie Donauwörth-Mündling-Fünfstetten-Otting-Weil-