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blaettle 31 - März April 2020

Made in Donau-Ries - So erfolgreich sind Unternehmen aus dem Landkreis

14 | blättle Ausgabe

14 | blättle Ausgabe 31 | März/April 2020 Titelthema | 15 Jeld-Wen, Oettingen Innentüren 4.0 > Über eine Million Türen werden jährlich von Jeld-Wen am Standort in Oettingen produziert. Gegründet wurde das Unternehmen von einem Pionier der Holzindustrie, August Moralt. Mittlerweile gehört der US-amerikanischen Konzern zu den größten Türenherstellern weltweit. R und 4500 bis 5000 Innentüren werden Tag für Tag in den Fertigungshallen der Firma Jeld-Wen am Standort in Oettingen produziert. Über 600 Mitarbeiter sind dort beschäftigt, davon circa 340 in der Produktion. Begonnen hat die Erfolgsgeschichte des Unternehmens als Schreinereimeister August Moralt die „Holzbearbeitungsfabrik Moralt“ in Bad Tölz gründete. Rund fünfzehn Jahre später kaufte Moralt die sogenannte Schletzbaumsäge im Süden der bayerischen Stadt. Bahnbrechend war vor allem seine Erfindung der sogenannten Stäbchenplatte, ein Holzwerkstoff aus parallel ausgerichteten Holzstäben, der auch bei schwankenden Klimaeinflüssen besonders stabil bleibt und ein hohes Stehvermögen aufweist. Zu Beginn der industriellen Fertigung von Tischlerplatten war dies ein Meilenstein in der Entwicklung von Türen, der seinesgleichen sucht. An der Optik werden jedoch keine Abstriche gemacht: „Unseren Türen sieht man von außen nicht an, welche moderne Technik darin steckt.“ 185.000 verschiedene Türvarianten im Jahr 2019 Rund 90 Prozent der produzierten Türen werden für den deutschen Markt hergestellt, 10 Prozent der Erzeugnisse gehen in den Handel im Ausland. Abnehmer der Türen sind vor allem Baumärkte und der qualifizierte (Holz-) Fachhandel. „Viele unserer Türen werden nicht nur für Wohnungsneubauten genutzt, sondern bei Gebäuderenovierungen eingesetzt“, erklärt Wolfgang Oswald. Airbus Helicopters, Donauwörth Vom Eisenbahnwaggon zum High-Tech-Helikopter > Die Firma Airbus entwickelt, vertreibt und betreut weltweit die umfangreichste Produktpalette an Helikoptern. om einmotorigen Leichthubschrauber bis hin zu Transporthubschraubern der Elf-Tonnen-Klasse – Airbus ist mit einem Marktanteil von 52 Prozent mit Abstand weltweit führender Hersteller von Helikoptern über zwei Tonnen. Das in Donauwörth gelegene Werk ist der deutsche Hauptsitz des Unternehmens. Rund 6 500 Mitarbeiter sind dort beschäftigt, in der Region ist das Unternehmen der größte Arbeitergeber. Jahrzehntelange Geschichte im Zeichen von Innovation Keimzelle des Unternehmens war die Waggonund Maschinenbau GmbH Donauwörth (WMD), gegründet im September 1946. Höhepunkt ihrer Geschäftstätigkeit war der Roll-Out des ersten ICE Mittelwaggons im Jahre 1986. Am Luftfahrzeugbau der deutschen Nachkriegsgeschichte ist Donauwörth seit 1952 beteiligt. Die am 18. November 1952 gegründete Siebel-Werke ATG GmbH (SIAT) wurde 1956 von der WMD übernommen. 1972 wurde die WMD/SIAT zum Unternehmensbereich Verkehr der Messerschmitt Bölkow Blohm GmbH (MBB). Nach Aufhebung des Flugzeugbauverbotes in Deutschland 1956 waren die Donauwörther durch die Fertigung von Bausegmenten für Noratlas, Transall, Phantom, Tornado sowie für die Airbus A300 und A310 beinahe an allen militärischen und zivilen Flugzeugproduktionen beteiligt. Im Jahr 1992 fusionierten die Hubschraubersparten von MBB, inzwischen Teil der Daimler-Benz Aerospace (DASA), mit der französischen Aérospatiale zum europäischen Konzern Eurocopter. Unter dessen Initialen „EC“ flogen bis ins Frühjahr 2015 Hubschrauber in der ganzen Welt. Im Januar 2014 wurde Eurocopter in Airbus Helicopters umbenannt. Produktion und Service von A bis Z Der zweimotorige zivile Leichthubschrauber H135 wird von der Kabine über die Elektronik bis hin zu den Rotorblättern in Donauwörth gefertigt. Mit über 1300 verkauften Maschinen seit der Einführung im Jahr 1996 ist die H135 zum Weltmarktführer ihrer Klasse avanciert. Die Montage dieses Hubschraubers erfolgt über eine Fließfertigung. An insgesamt 16 Stationen sind einzelne Teams jeweils für spezielle Aufgaben verantwortlich, z.B. den Kabeleinbau, die Montage der Triebwerke, den Anbau des aus Spanien gelieferten Heckauslegers oder den Einflug. Modernste Technik – nicht nur für Hubschrauber Die Breite des Know-hows am Standort Donauwörth spiegelt sich neben dem Hubschrauberbau auch in anderen Aufgabenbereichen wider. Für Airbus-Flugzeuge fertigt das Werk in Donauwörth jährlich mehr als 5 000 Passagier- und Frachttüren. | Bilder: Airbus Helicopters, C. Keller Standort Oettingen gegründet im Jahr 1973 „Laut Überlieferung ging August Moralt gemeinsam mit Anton Jaumann auf die Jagd“, erzählt Werksleiter Wolfgang Oswald über den Bau des Fertigungswerkes am Standort in Oettingen. Zu der damaligen Zeit sei August Moralt auf der Suche nach einem neuen Produktionsstandort für sein Unternehmen gewesen. Jaumann leistete große Überzeugungsarbeit und warb für den Standort Oettingen. Schließlich war das große Angebot an Arbeitskräften ein ausschlaggebendes Kriterium für die Stadt Oettingen und so wurde im Jahr 1973 die „Moralt Fertigelemente GmbH“ gegründet. Nach mehreren Eigentümerwechseln ist das Unternehmen heute Teil des Weltkonzerns Jeld-Wen und gehört zu den größten Türenherstellern in ganz Deutschland. Im Laufe der Zeit hat sich der Anspruch und auch die Verwendung der Türen sehr stark gewandelt. „Nicht nur die Klimaanforderungen sind ganz anders geworden“, erklärt Wolfgang Oswald, auch die Kernkompetenzen des Unternehmens haben sich im Laufe der Zeit dem Markt angepasst. Seit dem Jahr 2000 liegt das Hauptaugenmerk am Standort in Oettingen auf Funktionstüren. „Jährlich verkaufen wir rund 350 000 Funktionstüren, die besondere Anforderungen erfüllen“, offenbart der Werksleiter. Je nach Nutzung, zum Beispiel in Arztpraxen oder als Wohnungsabschlusstüren in Mehrfamilienhäusern, gibt es z.B. unterschiedliche Schallschutzanforderungen, die in unterschiedliche Schallschutzklassen eingeteilt werden. „Die Schallschutznorm fordert für Türen zu Krankenzimmer in Sanatorien oder Krankenhäusern zum Beispiel bei 37 Dezibel“, erläutert Wolfgang Oswald. Im Produktionswerk in Oettingen werden Funktionstüren hergestellt, die die Anforderungen in den Bereichen Schallschutz, Brandschutz, Rauchschutz, Einbruchschutz sowie Strahlenschutz erfüllen. Zudem werden Türen produziert, die feucht- und nassraumtauglich sind. „Alle Kriterien können je nach Kundenwunsch auch miteinander kombiniert werden“, erläutert Oswald und führt weiter an: „Es gibt Brandschutztüren, die auch feucht- und nassraumtauglich sind.“ Eine große Rolle spielt für das Unternehmen vor allem die Qualität seiner Produkte. „Die Wertigkeit und die Funktionen unserer Türen haben für uns immense Bedeutung. Unser großes Produktportfolio macht uns aus. Keine Tür verlässt das Unternehmen ohne dass diese noch einmal zu 100 Prozent geprüft wurde“, so der Werkleiter. Daher wird der Erfolg des Unternehmens auch nicht allein nach den steigenden Verkaufszahlen gemessen. Jeden Tag bekommt das Unternehmen am Standort in Oettingen rund 20 Lkw-Ladungen Rohmaterial geliefert, das verarbeitet wird. Im Gegenzug verlassen auch 20 Lkws beladen mit neuen Türen das Werksgelände in Oettingen. „Natürlich ist jeder Transport auch mit Belastungen für die Umwelt verbunden. Diese wollen wir so klein wie möglich halten“, erklärt Wolfgang Oswald die Unternehmensphilosophie. Investitionen in Millionenhöhe Stillstand bedeutet Rückschritt, so lautet auch das Kredo des Unternehmens. Daher investierte das Unternehmen im Januar 2019 in eine hochmoderne Mehretagen-Presse. Bis zu 20 Türen können so zeitgleich gepresst werden. Werksleiter Wolfgang Oswald beschreibt den Wechsel von der alten Fama-Atlas auf die Hightech-Presse als eines der komplexesten Projekte in der langjährigen Geschichte des Oettinger Werkes. Bereits im Jahr 2008 investierte der amerikanische Konzern am Standort in Oettingen rund 8 Millionen Euro in ein neues Logistiksystem. Entstanden ist ein hochmodernes Hochregallager, in dem circa 40 000 Innentüren gleichzeitig gelagert werden können. | Text: Jenny Wagner, Redakteurin, hat sich gefreut, einmal hautnah hinter die Kulissen der Unternehmen schauen zu dürfen.