14 15 TITELTHEMA Wie junge Menschen in Donauwörth von der Pflege begeistert werden 4 Es reicht nicht mehr, einfach nur eine neue Schule zu bauen, um junge Menschen von einem Beruf in der Pflege zu überzeugen. Es benötigt auch die entsprechenden pädagogischen Konzepte „und ein Schulteam, welche diese umsetzt“, sagt die Schulleiterin der Berufsfachschule für Pflege des gkU in Donauwörth, Carmen Zieher. Mit modernen Lehr- und Lernmethoden und Platz für Selbstverwirklichung will die Fachschule bei den Auszubildenden punkten. Derzeit werden 66 Schülerinnen und Schüler an der Donauwörther Pflegefachschule des gKU unterrichtet und für einen Beruf in der Pflege ausgebildet. Darunter auch Anita Schimpp und Luca Sophie Gloning. Beide sind 19 Jahre alt und bereits im dritten Lehrjahr. Im August 2024 werden die jungen Frauen ihren Abschluss in der Tasche haben und als ausgebildete Pflegefach- frauen ins Berufsleben starten. Trotz des immer noch nicht so guten Standings von Pflegeberufen in der Gesellschaft haben sie sich für eine Ausbildung entschieden. „Die neue Pflegefachschule in Donauwörth war schon auf den ersten Blick sehr einladend. Vor allem das Skills Lab hat mich beim Bewerbungsgespräch begeistert“, erzählt Luca Sophie Gloning (oben) und Anita Schimpp (unten). Bilder: Jenny Wagner Anita Schimpp. Bevor sie sich für eine Ausbildung in Donauwörth entschieden hat, absolvierte sie eine sozialpflegerische Ausbildung. Schon mit 15 Jahren hat sie sich dazu entschlossen – eigentlich sei dies nur ein Versehen gewesen, sagt die 19-Jährige. Für die 19-jährige Luca Sophie Gloning aus Nördlingen stand schon lange fest, dass sie einen Beruf in der Pflege ergreifen möchte: „Einige meiner Familienangehörigen arbeiten in der Pflege. Eigentlich war es schon immer mein Traum, auch einen Beruf in der Pflege zu erlernen.“ Bevor sie ihre Ausbildung in Donauwörth begann, machte sie ein freiwilliges soziales Jahr am Stiftungskrankenhaus in Nördlingen. „Ich habe auch schon Praktika im Büro oder als Zerspanungsmechanikerin gemacht, um mal etwas anderes zu sehen. Aber es hat mich immer wieder in die Pflege gezogen“, lacht sie. DAS GEFÄLLT DEN BEIDEN AM MEISTEN AM PFLEGEBERUF Für Anita Schimpp ist es besonders der Kontakt zu den Pflegeempfänger*innen. „Der Umgang mit Menschen ist einfach schön. Viele, vor allem ältere Patienten, sind sehr dankbar. Auch das Thema Tod darf in der Öffentlichkeit nicht verschwiegen werden. Wir begleiten immer wieder Menschen im Sterbeprozess. Gemeinsam mit den Ärzten können wir dafür sorgen, dass Menschen schmerzfrei und würdevoll sterben.“ Begeistert ist Luca Sophie Gloning vor allem von den abwechslungsreichen Aufgaben. Viele davon dürfen sie auch schon in der Ausbildung eigenständig erledigen. Die beiden Auszubildenden möchten auch in der Öffentlichkeit mit Vorurteilen aufräumen. Vor allem in den sozialen Medien werden Berufe in der Pflege häufig zu negativ dargestellt. „Ich habe mir die Ausbildung tatsächlich anders vorgestellt. In Wirklichkeit ist sie viel besser“, sagt Anita Schimpp. GENERALISTISCHE AUSBILDUNG SEIT 2020 Derzeit werden an der neuen Berufsfachschule für Pflege in Donauwörth 66 Schülerinnen und Schüler unterrichtet. Ausgelegt sei die Schule aber für insgesamt 90 Schüler*innen. „Die generalistische Ausbildung ist, das muss man so sagen, anspruchsvoll. Pflege ist eine äußerst sinnhafte Tätigkeit“, erklärt Schulleiterin Carmen Zieher. Durch das Pflegeberufegesetz, das zum 1. Januar 2020 eingeführt wurde, wurden aus den drei Ausbildungszweigen Krankenpflege, Kinderkrankenpflege und Altenpflege, ein gemeinsamer Ausbildungsberuf. Schüler*innen soll so die Möglichkeit gegeben werden, sich nicht vor der Ausbildung schon grundlegend entscheiden zu müssen, sondern auch erst dann, wenn man einen Einblick in die einzelnen Pflegebereiche gewonnen hat. Die dreijährige Ausbildung umfasst 2 500 Praxis- und 2 100 Theoriestunden. Vermittelt werden Fach- wissen in der Grundpflege und Hygiene, Kenntnisse über die physio- logischen Zusammenhänge im Körper bis hin zu Spezialkenntnissen in komplexen Pflegesituationen von Menschen aller Altersgruppen. ZEITGEMÄSSE AUSBILDUNG AUF NEUSTEM STANDARD Wichtig sei es vor allem Schüler*innen, die die Ausbildung bereits im Alter von 16 oder 17 Jahren beginnen, zu begleiten. Gerade aufgrund der Heterogenität der Klassen sei es wichtig, die Stärken jeder einzelnen Person zu fördern und das Potenzial auszuschöpfen. Die Zeiten, in denen reines Auswendiglernen gefragt war, sind längst vorbei. An der Donauwörther Berufsfachschule für Pflege legt man hingegen Wert auf praxisorientiertes Lernen im geschützten Raum. Im sogenannten Skills Lab, einem nachgebauten originalen Patientenzimmer mit Simulationsdummys, können reale Pflegesituationen zu Übungszwecken nachgestellt werden. Ergänzt wird das Ganze mit zentralen und dezentralen Praxisanleiter*innen, die an den verschiedenen Praxisbereichen zur Verfügung stehen.Ein Lehrangebot das keinesfalls Standard sei, versichert Carmen Zieher. Das Schulteam besteht aus Lehrkräften und Praxisanleiter*innen, die eine große Erfahrung im pflegerischen Bereich mitbringen. DIE NEUE GENERALISTISCHE PFLEGEAUSBILDUNG Krankenpflege, Kinderkrankenpflege oder Altenpflege? Diese Frage haben sich angehende Auszubildende bisher bereits vor der Ausbildung beantworten müssen, da es unterschiedliche Ausbildungsberufe waren. Seit 1. Januar 2020 hat sich das geändert: Die drei Berufsbilder wurden durch das Pflegeberufegesetz zu einer generalistischen Ausbildung mit dem Abschluss als Pflegefachfrau/Pflegefachmann zusammengeführt. Die Strukturen in der Pflege haben sich sehr verändert und die Anforderungen sind aufgrund des medizinischen Fortschritts gestiegen. Die Behandlungen sind komplexer geworden, auch weil moderne Medizintechnik zum Einsatz kommt. Daneben seien vor allem die Veränderungen in der Gesellschaft ausschlaggebend für den Wandel der Ausbildung. Die Menschen werden immer älter, in den Krankenhäusern steigt der Anteil pflegebedürftiger und demenziell erkrankter Patienten stark an. Und es zeigt sich, dass zum Beispiel chronische Krankheiten auch bei Kindern zunehmen, die man bisher überwiegend von Erwachsenen kannte. Ob alt, ob jung – als zukünftige Pflegefachfrau oder Pflegefachmann erlernt man die Grundlagen, um alle Menschen, vom Kleinkind bis zum Senior, in allen Versorgungsbereichen professionell pflegen können. Die Ausbildung zum „Generalisten“ dauert insgesamt drei Jahre und findet sowohl in der Schule als auch in den verschiedenen Einrichtungen statt, in der der Auszubildende die praktische Ausbildung absolviert. Im dritten Jahr erwirbt man den Abschluss zur Pflegefachfrau oder Pflegefachmann. Um „Pflegefachmann/Pflegefachfrau“ werden zu können, benötigt man: • einen mittleren Schulabschluss (zum Beispiel Realschulabschluss) oder • einen Hauptschulabschluss plus mit erfolgreich abgeschlossener mindestens zweijähriger Berufsausbildung oder • eine Assistenz- oder Helferausbildung in der Pflege von mindestens einjähriger Dauer oder • eine erfolgreich abgeschlossene zehnjährige allgemeine Schulbildung und ausreichende Deutschkenntnisse in Wort und Schrift Bewerber*innen, die Interesse an einer Ausbildung an der Donauwörther Pflegefachschule haben, werden in erster Linie nicht nach ihren schulischen Noten beurteilt. Be- deutender seien hingegen Charakter- eigenschaften wie Team-, Kom- munikations-, und Kritikfähig- keit. „Bewerber*innen sollten Interesse und auch Neugierde an Menschen haben. Pflege- fachfrauen und -männer haben sehr oft mit Angehörigen und auch anderen Berufsgruppen zu tun. Ausbildungsstart ist am 1. September jeden Jahres. Es bestehen im gKU sehr gute Übernahmechancen“, sagt Carmen Zieher. | Bild: Freepik
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