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blättle 62 Mai/Juni 2025

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3031HEIMAT &

3031HEIMAT & TRADITIONAsbach-BäumenheimBild:Mara KutznerMario Felkl hat umfangreich zur Geschichte derTextilindustrie in Bäumenheim recherchiert.Den Menschen die eigene Heimatwieder näherbringenUNTERWEGS AUF BÄUMENHEIMSHISTORISCHEN SPURENSeit September 2024 kann man ganz tief in die Geschichteder Textilindustrie in Bäumenheim eintauchen. Mario Felkl,1. Vorsitzender der Heimatfreunde e.V., hat den „Leinenweg“,der auf 3,8 Kilometern durch den Schmutterwald, vorbeian der Königsmühle und über die Bahnhofsstraße führt,konzipiert. Zehn Infotafeln versetzen die Spaziergänger zurückin die Zeit einer blühenden Textilindustrie. Heute ist davonso gut wie nichts mehr übrig. Der Leinenweg soll an dieGeschichte erinnern.Fotografie imAtelier Elvira.Es zeigt KönigLudwig III.Das Bild entstandim Jahr 1914.ANZEIGEBild: Wikicommons, gemeinfreiS150 JAHRE BAHNHOF BÄUMENHEIMKÖNIGLICHER BESUCH IN BÄUMENHEIMeit der Gründung im Jahr 1984 haben es sich die Heimat-freunde zur Aufgabe gemacht, Asbach-BäumenheimsGeschichte Stück für Stück erlebbar zu machen. In diesemJahr gibt es zwei historische Ereignisse, die eine nähere Betrachtungwert sind.Bild: Archiv HeimatfreundeAnsichtskarte von Bäumenheim aus dem Jahr 1899. Farbige Lithographien:Links oben zu sehen die „Kotter-Villa“ (Donauwörther Straße, zerstört1945), rechts daneben das Kaufhaus Wiebel, darunter das Schalthaus desBahnhofs.Bereits am 20. November 1844 wurde die Eisenbahnstrecke Nordheim– Augsburg-Oberhausen eröffnet. Eine Haltestelle war zu dieserZeit in Bäumenheim laut Bayerischer Staatsregierung, die den Baudurchführte, jedoch nicht notwendig. Dies änderte sich, als MaximilianDroßbach im Jahr 1865 eine Leinenspinnerei und Weberei inder Nähe des Bahngeländes (heute befindet sich auf diesem Geländeder Rewe-Markt sowie das Haus der Vereine) errichtete. Vor allemdie Nähe zur Schmutter machten den Standort für den Unternehmerso attraktiv. Durch die Wasserkraft konnten die Spinnmaschinenangetrieben werden. Die Fabrik entwickelte sich rasch und einBahnhalt in nächster Nähe war für Droßbach unerlässlich. Bis datomussten alle Güter – darunter vor allem Flachs, aber auch Kohle fürdie Dampfmaschinen der Fabrik – mit großem Aufwand nach Mertingenoder Donauwörth gebracht werden bzw. andersherum. Gleichesgalt natürlich auch für alle Fahrgäste. Wer die Bahnstrecke nutzenwollte, konnte nicht in der Schmuttergemeinde zu- und aussteigen.Durch jahrelanges Drängen und der Zusage Max Droßbachs, dass er90 Prozent der Baukosten übernehme, erhielt Bäumenheim am15. Oktober 1875 einen Bahnhof. Mit dem Bahnhalt zog ebenfallsein für damalige Verhältnisse großes Stück Moderne in die Gemeinde:Am Bahnhof wurde eine Post- und Telegraphenstation errichtet.In dieser Zeit entwickelte sich der Bahnhalt zu einem belebtenZentrum mit Kiosk und Marktständen. Dass dort immer viel gebotenwar, oblag auch der Tatsache, dass es damals noch keine Unterführunggab. Wollte man die Gleise überqueren, musste man die Schrankenutzen, die sich mitten im Ort befand. Für die Sicherheit sorgtendamals noch mehrere Schrankenwärter.Bis in das Jahr 1900 verlief die Bahnstrecke Nordheim – Augsburgeingleisig, erst danach wurde die Trasse zweispurig.Am 30. Mai 1900 hatte die Schmuttergemeinde die Ehre, dendamaligen Prinzen Ludwig von Bayern, späterer König Ludwig III.von Bayern, begrüßen zu dürfen. Nachdem der Prinz in Nördlingenzu Besuch gewesen war, fuhr er mit der Bahn nach Donauwörth.Die Tageszeitung „Münchner Neuste Nachrichten“ berichtet inihrer Ausgabe vom 4. Juni 1900, der Prinz sei abends um 7 Uhr inDonauwörth angekommen. Die Straßen waren feierlich geschmückt.In Bäumenheim angekommen, wurde er von verschiedenen Vereinenund der ganzen Einwohnerschaft lebhaft begrüßt und von BürgermeisterUhl im Fabrikhof der Leinenspinnerei Droßbach willkommengeheißen. Anschließend ging es für ihn und sein Gefolge in diePrivaträumlichkeiten von Oskar Mey, Inhaber der Leinenspinnereiund Weberei zu dieser Zeit. Während seines Aufenthaltes war derPrinz dessen Gast und nächtigte dort. Über die Ereignisse am Abendschrieb die Münchner Zeitung: „Während des Soupers (Anm. d.Redaktion: festliches Abendessen) fand ein Ständchen des BäumenheimerGesangvereins statt, das die Anerkennung des hohen Gastesfand. Bei Einbrechen der Dunkelheit begann ein Fackelzug derArbeiter, an welchem sich über 350 Personen beteiligten“.Im Laufe seines Aufenthaltes besichtigte Prinz Ludwig die Leinenspinnereiund 75 Häuser der Arbeiter, die sogenannten „Mey-Häuschen“,die der Firmenbesitzer für die Unterbringung erbauen ließ.Die Besichtigung endete mit dem Besuch verschiedener Wohlfahrtseinrichtungensowie der Turnhalle, „woselbst der TurnvereinBäumenheim sich versammelt hatte, um dem fürstlichen Besucheund dessen Gefolge seine besten Leistungen vorzuführen.“ Anschließendhielt Prinz Ludwig eine längere Rede an die Arbeiterschaft undbedankte sich für deren Treue. Fabrikant Oskar Mey wählte diesenTag als Anlass, Jubilare der Firma Droßbach zu ehren. Ebenfalls mitder Bahn machte sich Prinz Ludwig dann auf die Heimreise. |